“Was ist ein Genie?”

Wunderkind

  1. Wenn ein Kind eine Melodie, die es gehört hat, nachsingen kann, so nennen wir dieses Kind musikalisch.
  2. Wenn ein Kind diese Melodie auch auf dem Klavier spielen kann, so nennen wir es musikalisch und klug.
  3. Kann das Kind die Melodie nicht nur spielen, sondern diese sogar mit passenden Akkorden begleiten, so nennen wir es ein kleines Genie.
  4. Ist es darüberhinaus sogar in der Lage, die gespielten Akkorde durch verschiedene andere Harmonien zu ersetzen und in der Melodie Variationen zu spielen, so sprechen wir von einem Wunderkind!

Warum?

  • Der Grund hierfür liegt darin, daß das erste Kind lediglich über ein gutes Gehör verfügt (eine Funktion der rechten Gehirnhälfte).
  • Das zweite jedoch verfügt über das gute Gehör (rechte Gehirnhälfte) hinaus auch über ein Verständnis von Gliederungen und Strukturen, wie beispielsweise der Klaviertastatur und der hohen und tiefen Noten (die einfachste Funktion der linken Gehirnhälfte); das Kind bedient sich also beider Gehirnhälften. Muß es jedoch die Tasten zunächst suchen und verschiedene Kombinationen ausprobieren, so ist dies erwiesenermaßen weniger klug, da das Kind nicht systematisch vorgeht, sondern lediglich rätselt und experimentiert, welche Tasten richtig klingen (die linke Gehirnhälfte kommt in diesem Falle nicht zum Einsatz).
  • Das dritte Kind bezeichnen wir bereits als “kleines Genie”: nicht nur, daß seine Fähigkeit sehr selten ist; es versteht sogar (bewußt oder unbewußt) die strukturelle Herkunft der Melodie! Denn eine Melodie ist mehr als eine bloße Aufeinanderfolge von Tönen, welche in der Regel zu über 80% aus Sekunden und Terzen besteht – einer Melodie liegt stets auch eine Verkettung von Akkorden (eine sogenannte Kadenz) zugrunde, und dieses Kind versteht folglich auch diese harmonische Struktur, die der Komponist beim Erschaffen der Melodie verwendete. Es handelt sich hier also sowohl um eine Aneinanderreihung von Tönen als auch von Akkorden, im einfachsten Falle beispielsweise die Verbindung I – IV – V – I. Wenn wir uns die Frage stellen, warum diese Akkordfolge nicht beispielsweise aus den Stufen V – II – VII – IV besteht, so finden wir uns bereits auf dem Gebiet komplexer Musiktheorie, und hinter der Antwort stecken mathematische und physikali! sche Kenntnisse; dies im Detail darzulegen, würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Dieses “kleine Genie” bedient sich bereits komplexer Gehirnfunktionen, die nicht nur in der Zusammenarbeit der rechten und linken Gehirnhälften bestehen, sondern auch die Funktionen der vorderen und hinteren Gehirnteile mit einbeziehen.
  • Wenn wir einen Blick auf die Gehirnfunktionen der ersten drei Kinder werfen, so sehen wir, daß die Erklärungen ihrer Talente um so länger werden, je begabter das Kind ist. Wie verhält es sich dann erst mit dem vierten Kind, welches auch die Melodie und die Harmonie variieren kann? Wird die Melodie auf willkürliche und wahllose Art abgewandelt, so handelt es sich nicht um Talent – jeder Mensch ist in der Lage, dies zu tun, und der Ursprung dieser “Variationen” ist in Wahrheit lediglich Nachlässigkeit. Nein, eine wahre Variation besteht vielmehr aus gezielten und bewußt eingesetzten Veränderungen des Rhythmus (allein damit kann eine Melodie bereits auf mehrere hundert verschiedene Arten abgewandelt werden), Veränderungen der Melodie durch Vorhalte, Triller, Übergangsnoten, etc.(welche ebenfalls jeweils mehrere hundert weitere Variationen zulassen) – oder auch eine unverändert belassene Melodie mit veränderten Akkorden zu begleiten.

Es soll in diesem Text nicht um das warum gehen, da derartige Erläuterungen hier zu weit führen würden – um die Zusammenhänge zu verstehen, was genau dieses Genie ausmacht, sind mindestens vier Jahre intensiven Studiums der Gehirnfunktionen und Genetik notwendig; es handelt sich hier um eine komplexe Zusammenarbeit der Funktionen sowohl der rechten und linken Gehirnhälften als auch ihrer entsprechenden vorderen, mittleren und hinteren Teile, oft auch unter Einbeziehung der Funktionen des Kleinhirns. Wenn überdies noch hinzukommt, daß das Rückenmark und das Nervensystem ebenfalls auf diesem hohen Niveau funktionieren und mit den anderen Teilen zusammenarbeiten, so sprechen wir von einem historischen Genie, wie dies beispielsweise bei Mozart, Chopin, Rachmaninoff, Prokofiev, Gershwin, usw. der Fall war.

Es mag verwunderlich erscheinen, welche Komplexität sich in der Musik verbirgt – schließlich hat der Dur-Tonraum lediglich sieben Töne (beispielsweise im Falle von C-Dur die 7 weiße Tasten); und selbst unter Einbeziehung der schwarzen Tasten besteht das gesamte Tonmaterial aus nicht mehr als 12 Tönen! Doch allein mit diesen 12 Tasten wurden Millionen von Liedern komponiert, deren mögliche Variationen niemals ein Ende finden, und die weltweit ein Business von ettlichen Milliarden Euro darstellen. Der Grund ist, daß sich hinter diesem Tonsystem Naturgesetze extremer Komplexität verbergen, welche nur ein menschliches Gehirn, das sich vollkommen entfaltet hat, wirklich begreifen kann – und die Menschen, die all dies tatsächlich in seiner ganzen Tiefe verstehen, begreifen und auch anzuwenden wissen, diese Menschen bezeichnen wir als die oben genannten Genies.

Dies ist vergleichbar mit den zahllosen genetischen Variationen, die in dieser Welt vorkommen und die das Interesse der Wissenschaft fesseln. Ein Beispiel ist die genetische Struktur des Menschen, dieser hochmütigen Kreatur, die sich gerne als die “Krone der Schöpfung” betrachtet und die ihre Aufgabe darin sieht, “sich die Welt untertan zu machen und sie zu beherrschen”. Vergleichen wir jedoch die menschliche DNA beispielsweise mit der eines einfachen Urwald-Primaten, der noch nicht einmal in der Lage ist, einfachste Behausungen zu konstruieren, so werden wir erschrecken: Der genetische Unterschied beträgt lediglich 5%; unsere Gene sind zu 95% identisch mit denen der Affen! Daher ist der entscheidende Punkt bei (in diesem Falle genetischen) Variationen das Geheimnis, das sich hinter ihnen verbirgt – und nicht die äußere Erscheinung.

Aus diesem Grunde rate ich oft dazu, das Klavierspiel nicht durch bloßes “Geklimpere nach Noten” zu erlernen, denn der entscheidende Punkt liegt auch hier in den Geheimnissen, die sich hinter der Musik verbergen! Daher stoßen selbst Leute, die bereits seit Jahren Klavierstunden nehmen, auf Probleme, selbst wenn sie lediglich “Happy Birthday” spielen wollen: sie benötigen hierzu ein Notenbuch, und selbst die rechte (also die bei Pianisten i.d.R. besser ausgebildetere) Hand spielt lediglich einzelne Noten mit jeweils einem Finger. Werden sie dann gebeten, das Lied in einer anderen Tonart zu spielen (weil es dem Sänger beispielsweise zu hoch oder zu tief ist), so sind sie hierzu nicht in der Lage. Und während selbst viele gute Pianisten ein einfaches Lied lediglich in drei oder vier verschiedene Tonarten transponieren können, sind viele meiner Schüler bereits nach drei Monaten Unterrichtszeit fähig, in allen 12 Tonarten zu spielen. Was haben diese Pianis! ten also über die vergangenen Jahre hinweg täglich gelernt und geübt? Nur “Fingersport”, ohne Gehirnfunktionen – lediglich, um die Finger zu stärken? Hierfür reicht ein Fitness Studio völlig aus. Wer das Klavierspiel erlernt, lediglich indem er die Noten auf dem Notenpapier sieht und dann spielt: “C, D, E” oder “do, re, mi”, dessen Gehirn verrichtet keine höhere Arbeit als die eines Huhns, das Körner auf dem Boden sieht und dann auffrißt: “pick, pick, pick”.

Ich bitte, meine so direkte, stets klare und ehrliche Schreibweise zu entschuldigen; es ist mir sehr daran gelegen zu verhindern, daß Sie oder Ihre Kinder vergeblich Unmengen an Zeit und Geld investieren, nur um anschließend bedauernd festzustellen, daß diese Aufwendungen ohne Ergebnis blieben.

Wenn wir einen Blick auf die Gehirnfunktionen werfen, so stellen wir fest, daß keine vollständigere Übung für das Gehirn existiert als das Klavierspiel (immer vorausgesetzt, es wird auf richtige und wissenschaftliche Art betrieben), denn um die komplexen und weitreichenden Denkprozesse auszuführen, die nötig sind, um dieses Instrument zu meistern, müssen wir extrem viele verschiedene Gruppen von Gehirnzellen aktivieren – und diese Zellgruppen müssen überdies auf sehr komplexe Art und Weise zusammenarbeiten! Dies ist die Zusammenarbeit der rechten und linken Gehirnhälften, des Kleinhirns, des Rückenmarks und des Nervensystems, dies ist die Grundlage des Networked Thinking, des Vernetzten Denkens. Wenn ich allerdings von den linken und rechten Gehirnhälften spreche, so beziehe ich mich auf die Aktivierung der vorderen, mittleren, hinteren, oberen, unteren, etc. Zellgruppen und ! Gehirnabschnitte – also in größtmöglichem Umfang!

Um dies auf einfache Art zu veranschaulichen:

  • Wird nur die rechte Gehirnhälfte eingesetzt, so wird Musik zu “Geklimper” – die simpelste Form der Musik
  • Wird nur die linke Gehirnhälfte eingesetzt, so wird Musik zu Mathematik.
  • Wird nur das Kleinhirn eingesetzt, so wird Musik zu Sport.
  • Ohne das Rückenmark fehlt dem Spiel und der Musik die “Power”, die Ausdruckskraft.
  • Ohne ein gut ausgebildetes Nervensystem können wir weder gut noch schnell spielen. So ist beispielsweise ein Pianist, der jeden einzelnen Finger vor dem Anschlag jeder einzelnen Taste zunächst von der Tastatur abhebt, vergleichbar mit einem Baby, das gerade zu laufen lernt. Es kann sich zwar durchaus vorwärts bewegen, doch sieht dies noch sehr merkwürdig aus (bzw. im Falle unseres Pianisten, es klingt merkwürdig – für Kunst sind derart ungeschickte Bewegungen ungeeignet).

Die Kunst steht weltweit auf einem sehr hohen Niveau – viele Menschen halten sie lediglich für eine Form der Unterhaltung, doch werden bei ihrer Erschaffung stets viele verschiedene Gruppen von Gehirnzellen benötigt und aktiviert, ganz gleich ob dies nun bewußt oder unbewußt geschieht. Vor allem jedoch verwendet jede Nation und jedes Volk andere Gehirnzellen, so daß ein Mensch, der Musik aus verschiedenen Ländern spielt, jedesmal auch völlig verschiedene Gehirnzellen trainiert. Ich ziehe indonesische Musik als ein Beispiel heran – sehr selten findet man Musik, die den vorderen Teil des Großhirns, die rechte Gehirnhälfte und auch das Rückenmark so gut einsetzt wie die indonesische Musik! Dies ist eine extrem große Herausforderung, doch warum sind wir im Zeitalter der Globalisierung geboren, und nicht im 16. Jahrhundert? Genau darin besteht unsere Aufgabe! Nicht nur für uns selbst, sondern damit wir uns gegenseitig und die Nationen sich untereinander besser verstehen.

Wir werden in dieser Welt mit einer Vielzahl großer Probleme konfrontiert, ob es auf dem Gebiet der Politik oder der Wirtschaft sei, ob es um die Umwelt oder um Naturkatastrophen wie beispielsweise Tsunamis und Erdbeben geht. Wir benötigen High Tech, um diese Probleme zu lösen und zu überwinden. Dies gilt insbesondere auch für unsere Kinder, deren Schulranzen von Jahr zu Jahr schwerer werden, da das Menschheitswissen rasend schnell zunimmt! Man sollte sich daher nicht wundern, wenn viele Schüler sich zurückziehen, weil sie sich diesen Herausforderungen nicht mehr gewachsen sehen. Dies zeigt, daß ihnen noch nicht geholfen wurde, High Tech auf dem Bereich der Gehirnfunktionen auf effiziente Art und Weise anzuwenden – Gehirnfunktionen, die ihnen bereits bei der Geburt mitgegeben wurden! Das Gehirn jedes Menschen wurde von der Natur mit der selben Anzahl an Gehirnzellen ausgestattet (17 Mrd. bei Männern, 23 Mrd. bei Frauen) und kann mit Hilfe einer bes! onderen hochkomplexen Flüssigkeit Verknüpfungen zwischen diesen Zellen herstellen und sie bündeln. Dies hängt lediglich davon ab, ob das Gehirn sich bereits entfaltet hat, ob sich die Gehirnfunktionen bereits richtig entwickelt haben und ob die Gehirnzellen bereits durch die o.g. Flüssigkeit verknüpft wurden, so daß sie zusammenarbeiten können! Jeder Mensch verfügt über ein Gehirn, das im Stande ist, sich auf diese Art zu entfalten – die Frage ist lediglich, ob man es entwickeln will und entwickeln kann. Selbst die Intelligenz Einsteins war nicht angeboren, sondern entwickelte sich erst nach der Geburt – dieser Sachverhalt wurde bereits durch chemische Untersuchen in Gehirnforschungslaboren nachgewiesen.

Alkoholismus und andere Süchte, Selbstmordgedanken, Faulheit, Selbstbetäubung und Realitätsflucht vor dem Fernseher oder dem Computer – all dies sind Merkmale, daß wir schnellstmöglichst etwas unternehmen müssen, um etwas an uns zu ändern! Dies ist eine große Herausforderung, der sich die gesamte Welt in diesem globalisierten Zeitalter gegenübergestellt sieht.

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